Die Lebensgemeinschaft Wald zeichnet sich durch hohe Stabilität und Vielfalt aus. Als langlebiges Ökosystem ist der Wald zur Selbstregulation fähig und enthält im Vergleich zu anderen Ökosystemen viel Biomasse. Jeder Wald ist anders, aber eine Eigenschaft gilt für alle Wälder: es gibt fünf verschiedene Stockwerke oder Schichten: die Wurzel-, die Boden-, die Kraut-, die Strauch- und die Baumschicht.

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Die Baumschicht ist das oberste Stockwerk des Waldes. Die Kronen der hohen Bäume bilden ein mehr oder weniger geschlossenes Kronendach. Die Dichte des Baumbestandes und die Art des Laubwerks bestimmt den Lichteinfall im Inneren des Waldes und damit die Artenzusammensetzung in den unteren Stockwerken. Ein Teil des Regenwassers wird von den Baumkronen aufgefangen langsam nach unten geleitet. Die Baumschicht bietet Lebensraum für viele Vogelarten – neben Singvögel nisten hier auch Raben- und Greifvögel – Säugetiere wie Eichhörnchen und Baummarder sowie für Insekten.

Die Strauchschicht besteht aus Jungbäumen und Sträuchern und bietet einer Vielzahl von Vögeln wie Amsel, Singdrossel, Rotkehlchen oder Mönchsgrasmücke Nistmöglichkeiten. Auch Kleinsäuger wie die Haselmaus finden hier Nahrung und Unterschlupf. Am Waldrand, wo viel Licht einfällt, ist die Strauchschicht sehr vielfältig ausgeprägt. In der Strauchschicht können auch die Waldreben vorkommen.

Die Krautschicht wird von der Vegetation mit Wuchshöhen bis rund eineinhalb Meter gebildet. Sie setzt sich aus Gräsern, Farnen, Blütenpflanzen, Zwergsträuchern und Jungbäumen zusammen. In lichtdurchfluteten Wäldern mit Kiefern und Lärchen ist sie stärker ausgeprägt als in schattigen Wäldern aus Buche, Fichte und Tanne. Die Krautschicht bietet den Huftieren und anderen Waldtieren Nahrung.

Die Bodenschicht (oder Moosschicht) wird von Moosen, Flechten, Pilzen und kleinen Blütenpflanzen gebildet. Auch die Streuschicht mit abgestorbenem Material gehört dazu. Hier leben unzählige Bakterien, Algen und Mikroorganismen, welche das abgestorbene Material zersetzen und wieder dem Boden zuführen. Die Bodenschicht ist Lebensraum für Insekten, Spinnen, Reptilien und Kleinsäuger.

Als Wurzelschicht wird der unterirdische Bereich des Waldes bezeichnet. Neben den Wurzeln der Waldpflanzen befinden sich hier auch Rhizome, Zwiebeln oder Knollen. Typische Bewohner der Wurzelschicht sind neben unzähligen kleinen und kleinsten Bodenlebewesen beispielsweise Tausendfüsser und Regenwürmer. Zwischen den Wurzeln graben Mäuse und Füchse ihre Tunnel und Baue.

Waldgesellschaften

Schweizer Wälder sind äusserst vielfältig. Vom nassen Auenwald über dunkle Buchenwälder und Fichtenwälder bis hin zu alpinen Lärchenwälder findet sich alles.

Die Standortfaktoren wie Klima, Boden und Exposition bestimmen die ökologischen Bedingungen an einem Standort. Diese führen zu unterschiedlichen Waldtypen mit charakteristischen Pflanzen und Tieren. Man spricht auch von sogenannten Waldgesellschaften. In der Schweiz sind mehr als 120 Waldgesellschaften definiert. Diese können nicht immer klar voneinander abgegrenzt werden. Zudem kann aufgrund der Bewirtschaftung des Waldes die natürliche Vegetation nicht immer gefunden werden, z.B. wenn auf einem Buchenstandort Fichten gepflanzt wurden.

In diesem Buch werden auch die Waldgesellschaften behandelt:

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Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015). Lebensräume der Schweiz. Ökologie – Gefährdung – Kennalrten. 3. Auflage. Ott Verlag.