Die Forst- oder Waldwirtschaft bedeutet das planmässige Handeln des wirtschaftenden Menschen im Wald. Ziel dieser Handlungen sind heute neben der Rohstofferzeugung (vor allem von Holz) auch das Erbringen immaterieller Leistungen wie die Erhaltung der Wälder, insbesondere als Schutz- und Erholungsraum. Der naturnahe Waldbau orientiert sich an den natürlichen Grundlagen wie Böden, Klima und Waldgesellschaften und nutzt natürliche Abläufe im Wald wie Naturverjüngung und Selbstdifferenzierung.
Die Menschen nutzen und bewirtschaften den Wald schon seit Jahrtausenden. Die Ziele der Forstwirtschaft haben sich über die Zeit hinweg aber stark verändert. In Mitteleuropa hat sich nach jahrhundertelangem Raubbau etwa ab dem 19. Jahrhundert die nachhaltige Form des Waldbaus durchgesetzt. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts berücksichtigt die Forstwirtschaft verstärkt auch gesellschaftliche Bedürfnisse. So entwickelt sie sich immer mehr hin zu einer Waldwirtschaft, die den Wald im Sinne der Multifunktionalität pflegt und bewirtschaftet, sodass der Gesellschaft eine breite Palette an Waldleistungen zur Verfügung steht.
Die Fachstelle Waldbau am Bildungszentrum Wald in Lyss umschreibt den Begriff «Waldbau» wie folgt: Waldbau bezeichnet die Lenkung der Waldentwicklung durch menschliche Eingriffe zur Erreichung bestimmter Ziele. Wald liefert Energie, Holz, Trinkwasser, Wildbret, Pilze und Beeren, ist eine Einkommensquelle, schützt vor Naturgefahren, enthält Naturwerte und erfreut Erholungssuchende mit einer vielfältigen Ästhetik. Die optimale Erfüllung dieser Funktionen, welche sich auch überlagern können, erfordert ein angepasstes Management. Unter Einbezug der natürlichen Abläufe wird versucht, waldbauliche Ziele möglichst effizient und kostengünstig zu erreichen. Wechselnde ökonomische, gesellschaftliche und klimatische Rahmenbedingungen fordern den Waldbau heraus, sich weiterzuentwickeln.
Grundanforderungen an den naturnahen Waldbau
Ziel des Projektes «Grundanforderungen an den naturnahen Waldbau» des Bundesamts für Umwelt war, die minimalen Anforderungen des rechtlich unbestimmten Begriffs «naturnaher Waldbau» in der Schweiz zu klären. Der Projektbericht gibt mit Grundsätzen, Kriterien, Indikatoren und Minimalwerten das zentrale Ergebnis des Projektes wieder.
Praxishilfe: Holznutzung und Naturschutz
Die Publikation von Hahn et al. (2005) beschreibt, wie man Holz im Wirtschaftswald naturverträglich ernten kann. Sie enthält waldbauliche Merkblätter sowie Fotodokumentationen und Formulare. Eine Reihe von Vogelarten, die sich als Indikatoren für die Artenvielfalt im Wald eignen, und sechs Waldgruppen werden vorgestellt. Zusätzlich zu dieser Praxishilfe gibt es einen Bericht «Holzernte und Naturschutz» (Mollet et al., 2005), der die Folgen einer verstärkten Holzernte für die Artenvielfalt in Wäldern detailliert beschreibt.
Hahn P., Heynen D., Indermühle M., Mollet P., Birrer S. (2005): Holznutzung und Naturschutz. Praxishilfe mit waldbaulichen Merkblättern. Vollzug Umwelt. Bern: Schweizerisches Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Sempach: Schweizerische Vogelwarte. 113 S.
Mollet P., Hahn P., Heynen D., Birrer S. (2005): Holzernte und Naturschutz, Hauptbericht. Umweltpapier Nr. 378. Bern: Schweizerisches Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Sempach: Schweizerische Vogelwarte. 53 p.